Bandscheibenvorfall: Ursachen, Symptome & Therapie

Bandscheibenvorfall: Ursachen, Symptome & Therapie | Radiologie München Süd-West Patient liegt vorbereitet auf dem Bauch im CT. Man sieht die rote Markierung des Gerätes auf seinem Bandscheibenvorfall

Ein Bandscheibenvorfall, auch als Diskusprolaps bezeichnet, ist eine häufige Ursache für Rückenschmerzen und kann zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen. Typische Symptome wie Schmerzen, Taubheitsgefühl oder sogar Lähmungserscheinungen sind ernstzunehmende Anzeichen, die eine genaue Diagnose und gezielte Therapie erfordern. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige über die Ursachen, Symptome und Behandlungsoptionen eines Bandscheibenvorfalls und wie moderne Radiologie- und Schmerztherapien dabei helfen können.

Bandscheibenvorfall: Was ist das?

Ein Bandscheibenvorfall tritt auf, wenn das weiche Innere einer Bandscheibe, der sogenannte Gallertkern, durch den äußeren Faserring der Bandscheibe hindurchtritt. Die Bandscheiben fungieren als Puffer zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule und ermöglichen Beweglichkeit und Stoßdämpfung. Wenn der Faserring Risse bekommt oder durch starke Belastung geschwächt wird, kann der Gallertkern in den Rückenmarkskanal oder in die Nervenaustrittslöcher austreten und auf Nervenwurzeln oder das Rückenmark drücken. Dies verursacht die typischen Schmerzen und neurologischen Ausfälle, die mit einem Bandscheibenvorfall verbunden sind.

Im normalen Alterungsprozess nimmt die Bandscheibe an Höhe und Elastizität ab (Chondrose/Osteochondrose), so dass sich schlimmstenfalls die angrenzenden Wirbelkörper entzünden können (erosive Osteochondrose), was in der Regel zu lokalen Schmerzen direkt über der Wirbelsäule führt.

Auch die für die Stabilität der Wirbelsäule wichtigen kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke) unterliegen dem Alterungsprozess und Abnutzungserscheinungen. Diese Facettengelenksarthrosen (Spondylarthrosen) genannten Veränderungen, können sich entzünden, was auch Aktivierung (aktivierte Spondylarthrose) genannt wird.

Symptome eines Bandscheibenvorfalls

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls und einer erosiven Osteochondrose, bzw. einer aktivierten Spondylarthrose können je nach Schweregrad und Lage stark variieren. Die häufigsten Symptome umfassen:

  • Rückenschmerzen: Diese treten häufig lokal direkt im Bereich des betroffenen Bandscheibensegementes auf und können sowohl akut als auch chronisch sein. Die Schmerzen sind oft stechend und können sich bei Bewegung verschlimmern.
  • Ausstrahlende Schmerzen: Wenn der Bandscheibenvorfall auf eine Nervenwurzel drückt, können die Schmerzen entlang des betroffenen Nervs ausstrahlen. Dies wird häufig als "Ischiasschmerz" beschrieben, der von der Lendenwirbelsäule bis ins Bein ziehen kann.
  • Taubheitsgefühl und Kribbeln: Die Kompression eines Nervs kann zu Taubheitsgefühlen oder einem Kribbeln in den betroffenen Extremitäten führen.
  • Muskelschwäche: In schweren Fällen kann ein Bandscheibenvorfall zu einer Schwächung der Muskeln führen, die von den betroffenen Nerven versorgt werden. Dies kann bis zu Lähmungserscheinungen führen.
  • Bewegungseinschränkungen: Schmerzen und Muskelschwäche können zu erheblichen Einschränkungen führen, wodurch die Nachtruhe (Schlafen) gestört und/oder die Bewegung bereits bei alltäglichen Aktivitäten wie Heben, Bücken oder Gehen stark eingeschränkt wird.

Ursachen einenes Bandscheibenvorfall

Die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind vielfältig und oft das Ergebnis eines Zusammenspiels mehrerer Faktoren:

  • Alter: Mit zunehmendem Alter verlieren die Bandscheiben an Elastizität und Feuchtigkeit, was sie anfälliger für Risse und Vorfälle macht.
  • Falsche oder übermäßige Belastung: Häufige, falsche Bewegungen wie schweres Heben oder langes Sitzen in schlechter Haltung können den Druck auf die Bandscheiben erhöhen und das Risiko eines Vorfalls steigern.
  • Genetische Veranlagung: In einigen Fällen spielt auch die genetische Veranlagung eine Rolle. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Bandscheibenvorfällen können ein höheres Risiko haben, ebenfalls betroffen zu sein.
  • Übergewicht: Übermäßiges Körpergewicht belastet die Wirbelsäule zusätzlich und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Bandscheibenvorfalls.
  • Bewegungsmangel: Ein inaktiver Lebensstil schwächt die Muskulatur, die die Wirbelsäule stützt, und begünstigt dadurch das Auftreten von Bandscheibenvorfällen.
  • Verletzungen und Unfälle: Plötzliche, starke Krafteinwirkungen auf die Wirbelsäule, etwa bei einem Unfall, können ebenfalls einen Bandscheibenvorfall verursachen.

So wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert

Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Zu den häufig eingesetzten diagnostischen Methoden gehören:

  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt überprüft die Beweglichkeit der Wirbelsäule, Reflexe und Kraft in den betroffenen Extremitäten. Auch neurologische Tests zur Überprüfung von Empfindungen und Muskelkraft gehören dazu.
  • Bildgebende Verfahren: Die Magnetresonanztomographie (MRT) auch Kernspintomographie genannt, ist das Standardverfahren zur Diagnose eines Bandscheibenvorfalls. Sie liefert detaillierte Bilder der Wirbelsäule und zeigt genau, wo und in welchem Ausmaß der Bandscheibenvorfall vorliegt. Dieses Verfahren kommt ohne schädliche Strahlung zurecht. In einigen Fällen, zum Beispiel bei Herzschrittmacher Patienten, bei denen eine Kernspintomographie (MRT) nicht durchgeführt werden kann, ist alternativ auch eine Computertomographie (CT) möglich. Was der Unterschied zwischen CT und MRT ist lesen Sie in unserem Beitrag.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: In bestimmten Fällen werden elektrophysiologische Untersuchungen wie die Elektromyographie (EMG) eingesetzt, um die Funktion der Nerven und Muskeln zu überprüfen und die Diagnose zu untermauern.

Bandscheibenvorfall: Therapie und Behandlung

Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls hängt von der Schwere der Symptome und dem Ausmaß des Vorfalls ab. Die meisten Fälle können mit konservativen Maßnahmen behandelt werden, während bei schwereren Fällen möglicherweise operative Eingriffe erforderlich sind. Hier sind die gängigsten Behandlungsoptionen:

Konservative Therapie

  • Medikamentöse Schmerztherapie: Schmerzmittel wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Muskelrelaxanzien werden oft eingesetzt, um die Schmerzen zu lindern und die Entzündung zu reduzieren.
  • Physiotherapie: Durch gezielte Übungen wird die Muskulatur gestärkt, die Wirbelsäule stabilisiert und die Beweglichkeit verbessert. Physiotherapie kann auch dabei helfen, Fehlhaltungen zu korrigieren und das Risiko zukünftiger Vorfälle zu minimieren.
  • Ergotherapie: Ergotherapie zielt darauf ab, die Alltagsfähigkeiten zu verbessern und zu erhalten. Bei Bandscheibenvorfällen können spezielle Techniken und Hilfsmittel die Belastung der Wirbelsäule reduzieren und die Lebensqualität steigern.

Interventionelle Schmerztherapie bei Bandscheibenvorfällen

Die interventionelle Schmerztherapie ist eine minimal-invasiven Technik und zielt darauf ab, Schmerzen sofort und direkt an ihrer Quelle zu lindern. Sie wird sowohl bei chronischen als auch akuten Beschwerden eingesetzt.

Was ist die interventionelle Schmerztherapie?

Die interventionelle Schmerztherapie ist eine Methode zur sofortigen, schnellen und gezielten Schmerzbehandlung, die moderne radiologische Verfahren nutzt, um erfolgreich den Schmerz zu lindern. Die Behandlung erfolgt unter bildgebender Kontrolle, so dass eine exakte Position der Nadel immer gewährleistet wird. Dadurch können Schmerzursachen direkt behandelt werden, ohne dass ein größerer chirurgischer Eingriff erforderlich ist.

Methoden der interventionellen Schmerztherapie bei Bandscheibenvorfällen umfassen:

  • Facettengelenkinfiltration: Diese Methode zielt auf die kleinen Gelenke zwischen den Wirbeln ab, die sogenannten Facettengelenke. Hierbei wird ein lokales Betäubungsmittel oder ein entzündungshemmendes Medikament direkt in das betroffene Gelenk injiziert, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
  • Periradikuläre Therapie (PRT): Bei der periradikulären Therapie wird das Medikament gezielt an die Nervenwurzel gespritzt, die durch den Bandscheibenvorfall komprimiert wird oder deren Nervenaustrittspunk durch degenerative Veränderungen eingeengt wird. Dies reduziert die Entzündung und den Druck auf den Nerv und lindert so die Schmerzen.
  • Radiosynoviorthese (RSO): Diese Therapieform wird häufig bei chronischen Schmerzen in Gelenken angewendet, kann aber auch bei Bandscheibenvorfällen hilfreich sein. Hierbei wird ein schwach radioaktives Präparat in das betroffene Gelenk injiziert, um die entzündete Synovialmembran zu veröden und so die Schmerzen zu reduzieren.

Operative Therapie

Wenn konservative und interventionelle Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen oder die Beeinträchtigung zu stark ist, kann eine Operation erforderlich werden. Zu den häufigsten operativen Eingriffen zählen:

  • Mikrochirurgische Diskektomie: Ein minimal-invasiver Eingriff, bei dem der vorgefallene Teil der Bandscheibe entfernt wird, um den Druck auf den Nerv zu reduzieren.
  • Laminektomie: Hierbei wird ein Teil des Knochens entfernt, um Platz für die Nerven zu schaffen und den Druck zu verringern.
  • Bandscheibenprothese: In einigen Fällen kann die beschädigte Bandscheibe durch eine künstliche Bandscheibe ersetzt werden, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten.

Ein Bandscheibenvorfall ist eine belastende Erkrankung, die ernst genommen werden muss und eine umfassende Diagnose und individuelle Therapie erfordert. Durch eine Kombination aus konservativen Maßnahmen, Physiotherapie und modernen interventionellen Schmerztherapien können die meisten Patienten erfolgreich behandelt werden. In schwereren Fällen stehen operative Optionen zur Verfügung.

Generell ist das Behandlungsziel, schmerzfrei zu werden oder die Schmerzen so zu lindern, dass die Lebensqualität wiederhergestellt werden kann. In der Radiologie München Süd-West bieten wir Ihnen umfassende Diagnostik und spezialisierte Behandlungen zur Schmerztherapie an, die von erfahrenen Radiologen und Nuklearmedizinern durchgeführt werden.